Mit Personas zu anwendergerechten Systemen
Kennen Sie das? Sie arbeiten an den Requirements für ein System und kommen nicht recht weiter: Was soll die Funktion genau tun und wie wichtig ist sie für den Anwender? Wer ist „der Anwender“ überhaupt? Würde der Anwender im Kontext dieser Funktion nicht auch gern …? Sie tun sich schwer, den tatsächlichen Bedarf der Anwender zu benennen, und können niemanden fragen, weil Sie z. B. Softwareprodukte für den Markt entwickeln – wie wir? Was nützen in einer solchen Situation ingenieurmäßige Artefakte, wie die aussagestarken Requirements Diagramme der SysML™?
Sicher, Modelle helfen als Strukturierungs- und Kommunikationsmittel bei der Entwicklung anforderungsgerechter Systeme. Aber auch bei der Entwicklung anwendergerechter Systeme? Ja, wenn man sie mit Instrumenten aus einer ganz anderen Welt kombiniert …
Beim Usability Engineering abgeguckt
Ich habe Ihnen schon davon berichtet, wie wir versuchen, das Fehlen der Anwender in unseren Teams durch eine etablierte Technik aus dem Usability Engineering zu kompensieren: mit User-Modellen oder Personas. Personas sind lebendige Beschreibungen fiktiver Anwender eines Systems. Sie sind also Anwender, die es in der Realität zwar nicht gibt, die es aber geben könnte. Eine Persona repräsentiert eine Anwendergruppe. Die Personas mit ihren Zielen, ihrem Bedarf und ihrem Verhalten sollen die Projektbeteiligten immer im Kopf haben – egal, ob sie Anforderungen ermitteln, die Systemarchitektur entwerfen, codieren oder testen.
Wir haben uns auf diese Technik eingelassen. Wir haben Personas mit Blick auf unsere Produkte entwickelt. Es wird vielfach empfohlen, Personas im firmeneigenen Intranet zu dokumentieren. Haben wir gemacht. Liest keiner. Und selbst wenn: Kann keiner so richtig einordnen. Deshalb haben wir Workshops mit den Projektteams durchgeführt und die Personas einzeln vorgestellt. Im Anschluss daran sind die Personas dann in die Teamräume „eingezogen“. In Form von Plakaten sind sie jetzt bei der Arbeit präsent.
Wer sind unsere Anwender? Jede Anwendergruppe wird durch eine Persona „vertreten“ – direkt am Arbeitsplatz der Entwickler. So haben alle Mitarbeiter unsere Personas als Repräsentanten der Anwender immer vor ihren Augen. Aber ein Schritt fehlt noch.
Welche Persona „braucht“ welche Anforderungen?
Wie kann man beim Ermitteln und Analysieren der Anforderungen festhalten, welche Anforderung von welcher Persona stammen könnte? Erst wenn man diesen Zusammenhang hergestellt hat, können sich die Entwickler bei der Realisierung der Anforderungen auf den spezifischen Bedarf der Persona einstellen.
Um die Dokumentation der Personas mit den Ergebnissen des Requirements Engineering zusammenzuführen, haben wir uns eine „private“ Erweiterung der SysML™ Requirements Diagramme geschaffen. Sie ermöglicht es, im Requirements Diagramm festzuhalten, welche Persona welche Anforderung ganz besonders braucht. Schauen Sie selbst:
Das Requirements Diagramm wird vom Requirements Engineer an die Softwareentwickler weitergereicht. Für die Softwareentwickler stellt es die Beziehung zwischen den Personas – von denen inzwischen ein lebendiges Bild in den Köpfen existiert – und den zu bauenden Funktionen her.
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