Denk dich erfolgreich
Was Erfolg mit dem richtigen Mindset zu tun hat – und wie du es trainierst.
Montag, 10. Oktober. Dirk M., Projektmanager in einem großen mittelständischen Unternehmen, war gestresst. Der Verkehr auf dem Autobahnzubringer staute sich, obwohl er extra früh losgefahren war, um heute einmal nicht in einer Blechlawine zu stecken. Gut, eigentlich war er auch aus dem Büro geflohen. Ein typischer Montag, der schon beschissen losgegangen war. Wieder mal war er noch vor dem Meeting mit Meier aus dem Controlling aneinandergeraten, der behauptet hatte, ihm „helfen“ zu wollen, und dann beleidigt reagierte, als er dankend abgelehnt hatte. Sehr witzig. Wenn er nicht alles selbst machte, lief es nicht. Und dass es lief, dafür war er verantwortlich.
Der Tag war katastrophal weitergegangen. Im Meeting hatte ein weiterer Kollege einen seiner Vorschläge belächelt, der Ton seines Chefs wurde zunehmend ungeduldiger und unfreundlicher, und er selbst hatte es den ganzen Tag nicht fertiggebracht, den Kunden anzurufen. Dabei hatte er nicht mehr viel Zeit, bis der Prototyp fertig sein sollte – und er hatte keine Ahnung, wie er das alles schaffen sollte. Da war es ganz egal, ob er um fünf oder sechs Uhr das Büro verließ. Stau war sowieso immer, egal wann er die Strecke fuhr. Jetzt regnete es auch noch, der Scheibenwischer gab mit jedem Wischen ein gequältes Quietschen von sich. Genervt schlug Dirk M. auf die Hupe, als der Fahrer des Wagens vor ihm so viel Platz ließ, dass sich ein Schlaumeier dreist vordrängeln konnte. Das durfte doch nicht wahr sein!
Der Wunsch nach Erfolg
Dirk M. wünscht sich Erfolg. Damit ist er nicht allein, denn wer möchte nicht gern erfolgreich sein? Die allermeisten Menschen streben nach Erfolg – Erfolg im Projekt, Erfolg im Job, finanziellen Erfolg, sportlichen Erfolg, Erfolg in der Beziehung. Doch was ist Erfolg eigentlich genau? Und warum ist er manchen Menschen vergönnt, anderen nicht?
Im Projektmanagement gibt es eine recht einfache Antwort auf die Frage, was Erfolg ist: Erfolg ist, wenn das Projektziel in der angestrebten Qualität erreicht wird, und zwar on time und in budget. Auch wenn das Leben mehr als nur ein Projekt ist, ist das gar kein schlechter Ausgangspunkt, um Erfolg ganz allgemein zu definieren: Erfolgreich ist, wer erreicht, was er sich vornimmt. Die ersten Schritte bestehen also darin, Ziele zu definieren und ein konkretes Ziel zu setzen.
Ziele können naturgemäß sehr unterschiedlich sein. Ein Ziel kann es sein, ein paar Kilo abzunehmen – oder einen Flughafen zu bauen. Sieben Wochen keinen Alkohol trinken oder jeden Morgen zehn Kniebeugen machen. Täglich drei Liter Wasser trinken oder jedes Jahr ein neues Land besuchen. Die Beispiele zeigen: Weil die Ziele unterschiedlich sind, ist auch Erfolg sehr unterschiedlich und absolut individuell.
Wenn das Ziel klar ist, geht es im nächsten Schritt an die Umsetzung. Damit sind notwendige Maßnahmen gemeint, um das Ziel zu erreichen. Die Ursachen für Erfolg bei der Umsetzung sind vielfältig. Dazu gehören: Commitments eingehen, planen, sich Unterstützung besorgen, dranbleiben, mit Rückschlägen umgehen, immer wieder aufstehen, fokussieren, Ablenkung vermeiden, die richtigen Methoden und Tools und vieles mehr. Zu vielen dieser Themen gibt es Bücher mit Ratschlägen und Tipps. Leider bewirkt das Lesen von Büchern nur selten eine Veränderung. Bücher transportieren Wissen, doch Wissen allein nützt nichts. Sonst würde es zum Beispiel ausreichen, dass so gut wie alle Raucher wissen, dass ihre Gewohnheit äußerst schädlich ist. Sogar knapp 70.000 deutsche Ärztinnen und Ärzte rauchen – und die müssten es nun wirklich wissen. Das einzige, was zu Erfolg führt, ist das Tun, das Handeln – das Verhalten.
Der Unterschied zwischen erfolgreichen und erfolglosen Menschen
Ich habe Biografien erfolgreicher Menschen und viele Ratgeber zum Thema Erfolg gelesen. Ich habe analysiert, was die Unterschiede zwischen Phasen meines eigenen Lebens mit mehr und weniger Erfolg waren, und ich habe meine Hypothesen mit vielen Menschen getestet, die ich in den letzten Jahren beraten und gecoacht habe. Viele von ihnen suchten den Erfolg, wollten etwas erreichen, ihr Leben verändern. Manchen fiel das leichter, andere taten sich extrem schwer damit und haben ihre Ziele nicht erreicht. Der Unterschied lag nicht in ihren Fähigkeiten und Kenntnissen, hatte nichts mit ihrem Startkapital zu tun, mit ihrer Ausbildung oder ihrer Herkunft. Der größte Unterschied zwischen erfolgreichen und erfolglosen Menschen liegt vielmehr in der Art und Weise, wie sie denken und sich fühlen. Erfolgreiche Menschen haben eine andere innere Einstellung, eine andere Haltung gegenüber der Welt. Ich verwende dafür den Begriff Mindset. Dein Mindset bestimmt, wie du auf die Welt blickst und was sie dir widerspiegelt.
Denk dich erfolgreich
Ein Erfolgs-Mindset entsteht wie alles in unserem Kopf durch häufiges Wiederholen von bestimmten Handlungen, sodass aus Handlung Verhalten wird. Aus Verhalten werden Gewohnheiten und aus Denkgewohnheiten wird ein Mindset – oder auf Deutsch: eine Grundhaltung. Auch ein dem Erfolg nützliches Mindset entsteht durch gewisse Denkgewohnheiten, die Sie durch ein einfaches Ritual trainieren können.
Die Challenge
Und allen, die jetzt Lust haben, es auszuprobieren, biete ich eine Challenge an, die jeden Tag nur fünf Minuten Zeit braucht, gute Gefühle macht und die nachhaltig den Blick auf die Welt verändert.
Wenn Sie mitmachen wollen, suchen Sie sich eine Zeit am Tag, zu der Sie fünf Minuten ungestört sind. Für viele Menschen eignet sich die Zeit vor dem Einschlafen am besten, weil sie da ihren Tag noch einmal in Ruhe revuepassieren lassen können. Gehen Sie die Ereignisse des Tages durch und und schreiben jeden Tag Folgendes auf:
- vier Dinge, für die Sie dankbar sind
- drei Erfolge
- eine Sache, die Sie (heute) gelernt haben
- eine Sache, über die Sie gelacht haben
- eine Frage, die Sie gerade beschäftigt
Sie können – und sollen – dabei auch Kleinigkeiten notieren. Wichtig ist, dass Sie es täglich tun. Dass auch sehr kleine Erfolge große Auswirkung auf das Selbstvertrauen haben, hat seine Ursache in einer bestimmten Gehirnfunktion: Jeder wahrgenommene Erfolg aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn, das die Hormone ausschüttet, die es braucht, um uns für das nächste Ziel zu motivieren, das zu erreichen mit mehr Selbstvertrauen wiederum leichter gelingt. Menschen, die sich ihre Erfolge bewusstmachten, gehen zudem auch kreativer und produktiver mit neuen Herausforderungen um.
Das Ritual eines solchen Erfolgs- und Dankbarkeitsjournals hat sich im Einzelcoaching als sehr wirksam erwiesen. Ließe sich das auch auf ein (Projekt-)Team anwenden? Wäre es möglich, die Beschäftigung nach Dankbarkeit, Erfolgen, Lernen, Lachen und Fragen, die uns bewegen, zu einem Teil eines daily standups zu machen? Würde das Einfluss auf das Mindset der Gruppe haben?
Ich bin fest davon überzeugt!
Wenn Sie Lust haben, können Sie mit dieser einfachen Übung und fünf Minuten Einsatz am Tag Ihr Erfolgs-Mindset allein oder im Team entwickeln. Dazu können Sie hier ein Arbeitsblatt zum Selbstausdrucken herunterladen: http://denkdicherfolgreich.de/druckvorlage
Und für alle, die lieber in ein Buch schreiben, gibt es hier mein Arbeitsbuch „Denk dich erfolgreich“ mit 10 Bonusaufgaben, einem Gamification-Ansatz, um den Dranbleibermuskel zu trainieren und einem Begleitcoaching per E-Mail: http://denkdicherfolgreich.de/
Ich freue mich jetzt schon auf Ihr Feedback, wenn Sie es ausprobieren!
Die Pläne für’s Wochenende
Freitag, 20. Januar. Es war gerade einmal 15 Uhr und Dirk M. saß im Stau. Wie seit einigen Wochen nutzte er die Wartezeit, um über seinen Tag nachzudenken. Er war zufrieden – und auch ein bisschen stolz. Der Prototyp war fertig, das Projekt ging im Februar in die nächste Runde. Die Jungs hatten einen Zahn zugelegt, damit sie den nächsten Meilenstein erreichen konnten. Die neuen Auswertungen von Jens Meier aus dem Controlling zeigten, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Es war eine gute Entscheidung gewesen, sich doch einmal anzuhören, was Jens zu sagen hatte. Dirk hatte den Eindruck, dass Jens sich genauso auf die nächsten Herausforderungen des Projekts freute wie er selbst. Der Kunde hatte wiederholt, wie zufrieden er war – und auch die Signale des Chefs waren vielversprechend. Dirk dachte voller Zuversicht an das Mitarbeitergespräch, das nächste Woche anstand.
Neben Dirks Wagen tauchte ein Radfahrer auf, der die Ausfallstraße überqueren wollte. Dirk bremste und signalisierte dem Radfahrer, dass er ihn durchließ. Der Radfahrer freute sich und bedankte sich mit einem Handzeichen. Dirk fuhr noch ein paar Meter vorwärts, dann nahm er den Gang raus. Er war dankbar, dass er warm und trocken in seinem Wagen sitzen durfte und nicht auf dem Rad durch den Eisregen fahren musste. Dirk schaltete Musik ein und begann, Pläne für’s Wochenende zu machen.
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