Die vielen Feinde der Innovation
Innovation erlebt heute eine extrem positive Stimmung. Durch die digitale Transformation und den 4.0-Hype sehen sich viele Unternehmen zu mehr Innovation gezwungen, haben aber auch den Reiz und die Chancen entdeckt. Innovation steht auf der Management-Agenda ganz oben. Doch leider läuft es oft nicht so wie erwartet, denn Ideen und Innovationen haben viele Feinde und müssen viele tiefe Täler überstehen.
Innovation fasziniert!
Innovationen sind etwas Faszinierendes, denkt man zurück an das iPhone, Tesla oder Nespresso. Das Neue hat seinen Reiz, vor allem wenn es noch nie dagewesene Nutzen und etwas Besonderes leistet. Von der Wichtigkeit und Notwendigkeit von Innovationen, um im Wettbewerb zu überleben, sind alle einstimmig überzeugt. Geht es nach dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) sind bis zum Jahr 2025 rund 40 Prozent der heutigen Fortune-500 Unternehmen verschwunden. Und schaut man auf die jungen IT-Start-ups, die in wenigen Jahren millionenschwere Unternehmen herausstampfen, wird klar, wie hoch das Potential für Innovation ist.
Aber Innovation hat viele Feinde
Mark Twain meinte schon “Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.” Und mit der Ergänzung Albert Einsteins Zitats “Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vorne herein ausgeschlossen erscheint.” wird deutlich, Ideen haben es am Anfang schwer.
Ideen und Innovationen haben trotz ihrer Faszination und Wichtigkeit am Beginn viele Gegner. Das untermauert auch die Statistik und die Tatsache, dass rund 60 bis 80 % der neuen Innovationen scheitern. Die Dunkelziffer ist unbekannt, denn über Flops redet niemand. Für das Missglück von Innovationen gibt es zwei Hauptgründe:
- Der Kunde und Markt findet in der Entwicklung zu wenig Beachtung. Falsche Marktinformationen oder Annahmen führen dazu, dass das Produkt am Kunden vorbeientwickelt wird.
- Interne Widerstände und Barrieren in der eigenen Organisation blockieren Innovationen und sorgen dafür, dass es nicht in die richtige Richtung voran geht. Schuld daran sind die Strukturen und die Unternehmenskultur.
Killerphrasen “Das geht sicher nicht!”
Innovationen sind wie kleine, zarte Pflänzchen, die am Beginn viel Schutz und Pflege brauchen. Die Innovationspflänzchen sind am Anfang nicht nur schwach, sondern haben hier auch die meisten Feinde. Hier die berühmten Killerphrasen:
- Das ist doch nicht neu!
- Das haben andere auch schon versucht und nicht geschafft!
- Das geht sowieso nicht!
- Das haben wir doch schon oft probiert!
- Seien Sie doch realistisch!
- Wir haben das immer so gemacht!
- Wem ist das wieder eingefallen?
- Dafür haben wir keine Zeit!
- Darüber reden wir ein anderes Mal!
- Da müssen wir zuerst einmal eine Analyse machen!
- Theoretisch mag das stimmen, aber …
- Das ist ja ganz nett, aber …
Man nennt diese Aussagen nicht umsonst Killerphrasen. Sie töten im wahrsten Sinne des Wortes Ideen, aber auch den Mut und die Motivation der Ideengeber. Vielen ist oft nicht bewusst, was man mit nur wenigen Worten anrichten kann.
5 Gründe warum Innovationen intern scheitern
Warum gibt es keine Willkommenskultur für neue Ideen? Vor allem Konzerne und große, etablierte Unternehmen kämpfen mit internen Barrieren gegen Innovationen. Diese internen Widerstände und die Ignoranz gegenüber Neuem fußen auf den zwei Ursachen Struktur und Kultur. Hier einige Gründe, warum Innovation intern scheitern.
1. Konzernstrukturen lähmen Innovationen
Vor allem gewachsene und etablierte Unternehmen kämpfen mit internen Strukturen, die Innovationen nahezu ersticken. Dazu zählen beispielsweise
- Hierarchien verhindern schnelle und qualitative Entscheidungen.
- Silodenken anstatt gemeinsame Ziele.
- Verkrustung lässt nur langsam Veränderungen zu.
2. Ziel Risikominimierung
Spontanität und Agilität sind keine Eigenschaften, die üblicherweise Konzernen zuzuschreiben sind. Denn gerade bei Innovationen wird versucht, jedes Risiko zu minimieren, womit jedes Innovationsprojekt entschleunigt wird. Paralyse durch Analyse – es wird solange analysiert, bis eine Lähmungserscheinung auftritt. Denn jede Untersuchung bringt neue Erkenntnisse und offene Fragen für neue Analysen.
3. Tagesgeschäft – Dringlichkeit vor Wichtigkeit
Das Tagesgeschäft ist einer der größten Feinde der Innovation. Dinge, mit denen man heute Geld verdient, haben eine höhere Priorität als Innovationen, mit denen man morgen die Gewinne macht.
Es steht die Behauptung im Raum, dass es für Unternehmen ein Konflikt ist, gleichzeitig mit Effizienz Bestehendes auszunutzen (Tagesgeschäft) und Neues zu erkunden (Innovation). Denn es erfordert total unterschiedliche Prozesse, Einstellungen, Kulturen und Kompetenzen. Organisationen, die das schaffen, nennt man Ambidextrouse Organisationen, was für Beidhändigkeit steht.
4. Sicher in der Komfortzone
Ob wir es zugeben oder nicht, jeder verlässt ungern seine Komfortzone. Obwohl sich alle Veränderung und Innovation wünschen, fängt keiner gerne bei sich selbst an bzw. empfindet Veränderungen als Störungen. Gewohnheiten und Gewohntes sind für das Leben einfacher.
5. Innovationsfeindliche Kultur
Vor allem im deutschsprachigen Raum haben wir eine gedämpfte Einstellung gegenüber Neuem. Wir erkennen immer zuerst das Negative, die Probleme, Risiken und Grenzen einer Idee, dafür stehen auch die Killerphrasen. Im Vergleich dazu heißt es im Silicon Valley immer “im Zweifelsfall für die Idee”, egal wie verrückt die Idee ist. Es wird immer mit Optimismus in Chancen gedacht, ansonsten wären Twitter, Uber & Co nicht so erfolgreich aufgestiegen. Im Gegensatz dazu kennt man bei uns eher die Situation, dass man sich für eine Idee rechtfertigten und ständig argumentieren muss. Das raubt kreativen Mitarbeitern viel Energie und Mut.
Ein bisschen Silicon Valley Mindset für alle!
Es gibt viele Bücher über die Mentalität im Silicon Valley und man kann sich in der Tat sehr davon inspirieren und motivieren lassen.
- Offenheit gegenüber jeder neuen Idee.
- Immer das Positive sehen und in Chancen denken.
- Mut und Risiko.
- Nichts ist unmöglich.
- Tun statt Reden und einfach mal probieren, was funktioniert.
- Wer nicht scheitert, hat nichts probiert. Keine Angst vor Fehlern, sie sind nur Lernlektionen.
- Wer alles unter Kontrolle hat, fährt zu langsam. Man wächst nur, wenn man über Grenzen hinausgeht.
- Große Ziele setzen.
Innovation ist und braucht ein Mindset
Lernen vom Innovationskünstler “Start-up”
Start-ups sind zweifelslos Innovationsschmieden. Im Vergleich zu Konzernen agieren sie aber auch unter anderen Rahmenbedingungen, die für das Gedeihen von Innovationen optimal sind:
- Sie sind kleiner, damit weniger komplex, intern besser vernetzt, agiler und schneller.
- Sie tragen keine Historie im Gepäck mit, welche Entscheidungen verhindern kann.
- Sie sind näher am Markt und Mitarbeiter haben damit mehr Kundenkontakte.
- Gründer und Eigentümer handeln anders als CEOs mit 4-Jahres-Verträgen.
- Start-up bedeutet Innovation, somit ist Innovation das Tagesgeschäft.
Auch wenn Konzerne und Großunternehmen vor allem diese Bedingungen nicht kopieren können, kann man aber die Einstellung von Start-ups übernehmen. Dabei reicht es aber nicht einfach die Krawatte abzulegen. Viele Unternehmen arbeiten schon mit Start-ups zusammen und wenden auch gängige Methoden aus dem Start-up Umfeld an, wie zum Beispiel Design Thinking oder Lean Start-up.
Fazit
Innovation ist die Königsdisziplin in der Unternehmensführung. Sie bringt unendlich große Chancen und Potentiale, ist aber auch die größte Herausforderung.
Die meisten Ideen scheitern nicht an der Technik oder an Prozessen, sondern an Menschen. Darum erfordert es auch eine positive Einstellung zu Innovationen in Unternehmen. Eine positive Innovationskultur soll garantieren, dass Ideen geboren werden, willkommen sind und bis zum Erfolg bedingungslos gefördert werden. Innovation ist und braucht ein Mindset!
Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer! (Antoine de Saint-Exupéry)
Quellen und weiterführende Links
- Mit diesen 6 Killerphrasen töten Sie jede Idee!
- Ambidextrous Organisation – Kann man überhaupt inkrementelle und radikale Innovation zugleich managen?
- Konzerne ersticken Innovationen. Gehört die Zukunft den Start-ups?
- Silicon Valley Mentalität – Eigenschaften und Einstellungen, die die Unternehmen im Silicon Valley so innovativ und erfolgreich machen.
- Vorne ist immer Platz – Praxistipps für die Innovationsführerschaft
- Design Thinking – Methode für geniale Innovationen und alltägliche Problemstellungen
- Start-up Kooperationen – ein Hype?
Innovation ist die Königsdisziplin in der Unternehmensführung – das ist ein kluger und wahrer Satz. Es ist schön, wenn im Engineering Bereich Technikinnovationen gefördert werden. Wir können gespannt sein, was die Zukunft bringt, wenn wir weiterhin kreativ sind.
Es stimmt, dass die Angst vor Ungewohntem die Innovationsbereitschaft stark lähmen kann. Daher wiegen sich viele Personen lieber in Sicherheit und wollen sich mit dem zufrieden geben, was kein potenzielles Risiko bedeutet. Ein weiteres Problem ist das Thema Patentrechte, welches im Zuge der Digitalisierung enorm an Wichtigkeit gewonnen hat. Auch in Zukunft wird sich vieles im Zusammenhang mit Innovationen um gewerblichen Rechtsschutz drehen.