Kontrolle des Fortschritts mit dem Cumulative Flow Diagram
Neben Diagrammen wie dem Gantt Chart, Burn Up und Burn Down Chart gibt es das sogenannte Cumulative Flow Diagram, um den Fortschritt Ihrer Arbeit zu kontrollieren – manchmal auch übersetzt als “Kumuliertes Flussdiagramm”.
Mit dem Diagramm können Sie u.a. ermitteln, wie lang es dauert, eine Funktion zu entwickeln und wie viele sich aktuell in Entwicklung befinden, damit Sie Engpässe vermeiden. Klingt schon einmal vielversprechend. Aber wie funktioniert’s?
Grundprinzipien des Cumulative Flow Diagram
Das Cumulative Flow Diagram ist erst einmal nichts Anderes als ein Flächendiagramm und eine gern eingesetzte Technik in Kanban, weil es den “Fluss” der Aufgaben (Anforderungen, User Storys etc.) von einem Zustand zum nächsten visuell darstellt. Die x-Achse repräsentiert die Zeit (z.B. in Tagen) und die y-Achse die Anzahl bzw. den Aufwand der Aufgaben. Dann tragen Sie beispielsweise jeden Tag im Diagramm ein, wie viele Aufgaben sich in welchen Zuständen befinden. So entstehen mit der Zeit unterschiedliche Kurven, durch die Sie – je nach ihrer Entwicklung – mögliche Projektgefährdungen erkennen und Gegenmaßnahmen ableiten können.
Um die Übersicht zu wahren, stellen Sie nicht alle möglichen Zustände Ihrer Anforderungen bzw. User Storys im Diagramm dar – denn manchmal können das gut und gerne mehr als zehn sein. Daher fasst man die Bearbeitungsszustände in “Oberzustände” zusammen und visualisiert nur diese im Cumulative Flow Diagram. Mindestens darstellen müssen Sie die Zustände: im Backlog, in Realisierung und erledigt. Wie genau Sie diese nennen und welche Zwischenzustände sich dahinter verbergen, ist natürlich Ihnen selbst überlassen. Hauptsache ist, dass Sie genau definieren, welche es sind und wann eine Aufgabe als erledigt bzw. fertiggestellt gilt. Häufig stellen Sie außerdem die Aufgaben, die sich im Test befinden, im Diagramm dar.
Beispiel der Zustände, die vom Cumulative Flow Diagram zusammengefasst visualisiert werden.
Die oberste Kurve ist Ihre Leitlinie, denn sie visualisiert, wie viele Aufgaben sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Backlog befinden. Die anderen Kurven wie in Realisierung und erledigt nähern sich dieser Kurve im Verlauf des Projekts immer näher an, bis sie sie schließlich erreichen: alle Aufgaben wurden umgesetzt.
Anzahl oder Aufwand der Aufgaben messen?
Wie eben angesprochen, lässt sich auf der y-Achse entweder die Anzahl oder der Aufwand messen. Warum gibt es diese beiden Möglichkeiten?
Die Messung der Anzahl eignet sich vor allem für kleinere Projekte, in denen Sie nicht mit Tausenden von Anforderungen umgehen müssen. Die Messung des Aufwands ist für diejenigen interessant, die größere Projekte durchführen und mit Features arbeiten. Denn theoretisch müssten Sie diese sorgfältig in Anforderungen herunterbrechen, was im gelebten Projektalltag jedoch oft nicht geschieht. Entspricht dann die Anzahl der Anforderungen wirklich der Realität im Projekt? Daher misst man dort lieber den Aufwand anstatt die Anzahl.
Wenn aber ein Feature doch in einzelne Anforderungen zerlegt wird, ergibt sich eine weitere Herausforderung: Stellt das Cumulative Flow Diagram die Entwicklung des Features oder der dazugehörigen Anforderungen dar? Oder beides? Messen Sie auf der y-Achse den Aufwand, so könnten Sie z.B. den Aufwand eines Features fixieren und die Entwicklung unabhängig seiner Anforderungen visualisieren lassen.
Kennzahlen des Cumulative Flow Diagram
Mit dem Cumulative Flow Diagram können Sie drei Kennzahlen als Schätzwerte ermitteln:
- Datum der Fertigstellung
- Lead Time („Wie lange dauert es, eine Funktion zu implementieren?“)
- Work in Progress (WIP) („Wie viele Funktionen werden gerade implementiert?“)
Lead Time und Work in Progress (WIP) im Cumulative Flow Diagram ablesen.
Wie anfangs erwähnt, lassen sich ebenfalls potenzielle Probleme im Projekt damit ausfindig machen. Denn je nach “Kurvenlage” können Sie verschiedene Schlussfolgerung ziehen. Zum Beispiel:
Verflachen alle Kurven zur gleichen Zeit, kann dies mit Feiertagen zusammenhängen, an denen niemand arbeitete. Es gab jedoch keine Feiertage und die Kollegen waren auch alle nicht gleichzeitig im Urlaub? Dann müssen Sie untersuchen, wieso sich das Projekt an dieser Stelle so entwickelt hat. Womöglich wurden alle Mitarbeiter für ein anderes, kritisches Projekt abgezogen. Oder ein technisches Problem lag vor.
Sie merken also: Das Cumulative Flow Diagram liefert Ihnen keine eindeutigen Antworten zur Projektlage, sondern Anhaltspunkte, denen Sie selbst nachgehen müssen. Aber diese Anhaltspunkte sind wertvoll. Welche weiteren Interpretationsmöglichkeiten es gibt, beschreibt übrigens Pawel Brodzinski sehr schön [1]. Oder werfen Sie doch einen Blick auf unsere Wissensseite.
Fazit: Verwenden Sie das passende Tool
Um das Cumulative Flow Diagram nutzen zu können, müssen Sie regelmäßig den aktuellen Status Ihrer Aufgaben erfassen und als Datenpunkte in das Diagramm eintragen. Eine Menge Arbeit, wenn es sich um eine Menge an Anforderungen handelt, die vielleicht in Papierform oder in einer Excel-Tabelle vorliegen. Daher verwenden Sie am besten ein Tool, das Sie dabei unterstützt.
Mit unserer Software-Lösung objectiF RPM schaffen Sie eine zentrale Stelle, an der Sie all Ihre Aufgaben erfassen und den Fortschritt der Entwicklung dokumentieren können. Dadurch lassen sich Diagramme wie das Cumulative Flow Diagram mit nur einem Klick aus den vorhandenen Projektdaten generieren. Ein weiterer Vorteil von objectiF RPM ist die Messung der Aufgaben durch die Anzahl oder den Aufwand, um den Fortschritt von Projekten jeglicher Größe kontrollieren zu können. Das Tool bietet außerdem weitere Projektcontrolling-Möglichkeiten wie Burn Down und Burn Up Charts sowie die klassische und agile Earned Value Analyse.
Klingt vielversprechend? Dann lesen Sie hier, um Projektcontrolling mit objectiF RPM kennenzulernen.
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Hinweise:
[1]: Pawel Brodzinski (2013). Cumulative Flow Diagram. Von Software Project Management – Lean, Agile and Kanban http://brodzinski.com/2013/07/cumulative-flow-diagram.html abgerufen.
Weitere Informationen zum Cumulative Flow Diagram und andere Themen bezüglich Projektmanagement, Application Lifecycle Management und Requirements Engineering finden Sie auf unserer Seite unter Wissen online.
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