Wie Sie den Zufall für Ihren Erfolg nutzen
Ich beschäftige mich seit ein paar Monaten mit Effectuation – einem Ansatz, der bisher (noch) kaum bekannt ist. „Wie handeln erfolgreiche Unternehmer unter Ungewissheit?“ lautet die spannende Ausgangsfrage eines noch jungen Forschungsgebiets. Das (nicht) überraschende Ergebnis empirischer Untersuchung: Klassische Management-Ansätze zur Planung und Steuerung und insbesondere Werkzeuge wie Marktforschung sind jedenfalls nicht das Erfolgsrezept, reine Bauchentscheidungen sind es aber auch nicht. Tatsächlich sind es fünf Prinzipien, nach denen erfolgreiche Gründer entscheiden und handeln.
Effectuation – fünf Prinzipien
Verfügbare Mittel
Leite Handlungsoptionen und mögliche Ziele von den verfügbaren Mitteln (wer bin ich, was habe ich, was kann ich, wen kenne ich, worauf kann ich sofort zugreifen) ab – und nicht umgekehrt. Ein konkretes Ziel ist nicht mehr als ein Traum, wenn die notwendigen Mittel fehlen, um es erreichen zu können.
Leistbarer Verlust
Wirtschaftlichkeitsberechnungen (mit erwarteten Erträgen) sind bloße Spekulation, wenn es um wirkliche Innovation unter Ungewissheit geht, jede neue Unternehmung ist also eine Wette. Handle deshalb stets so, dass Du Dir den Verlust jederzeit leisten kannst. Begrenze den potentiellen Schaden durch kleine Schritte und sei Dir bewusst, dass jeder Schritt ein Irrtum und Verlust sein kann.
Wertvolle Partnerschaften
Frage potentielle Partner, ob sie etwas zum Vorhaben beitragen wollen. Treffe Vereinbarungen auf Augenhöhe. Aus Partnerschaften entstehen neue Mittel, neue Handlungsoptionen und somit neue Ziele.
Nützliche Zufälle
Überraschungen passieren – es lohnt sich nicht, sich gegen ungewisse Gefahren zu wappnen. Im Gegenteil: Suche die Zufälle, sei bereit dafür und nutze sie aktiv als Chance für die eigenen Zwecke.
Gestaltbare Zukunft
Behalte das Steuer in der Hand: Marktforschung und Analyse technologischer Trends können die ungewisse Zukunft nicht vorhersagen. Es lohnt sich, sie selbst in Co-Kreation mitzugestalten.
Sicher ist es Ihnen aufgefallen – es fällt immer wieder der Begriff “Ungewissheit”.
Den Zufall für Ihren Erfolg nutzen
Was genau ist mit „Ungewissheit“ gemeint?
Die Welt wird immer vernetzter, dynamischer, unvorhersehbarer, volatiler, unsicherer, mehrdeutiger. Neben dem Akronym „VUCA“¹ und dem Über-Schlagwort „Digitalisierung“ setzt sich zurzeit vor allem der Begriff „Komplexität“ als Bezeichnung von Phänomenen durch, für die die kausale Logik des traditionellen Managements offenbar nicht mehr Mittel der Wahl zu sein scheint. Über Ursachen, Auswirkungen und den Umgang mit steigender Komplexität wird viel diskutiert und geschrieben, u. a. im Rahmen der Blogparade zum PM Camp Berlin 2015.
Unter “Ungewissheit” verstehen wir eine ganz besondere Ausprägung, die sich am leichtesten durch die Abgrenzung zum traditionellen “Risiko” verstehen lässt. Unter einem “Risiko” versteht man zumeist, dass ein bestimmtes, also bekanntes Ereignis eintreten kann. In der Regel lassen sich für ein konkretes Risiko auch die Wirkung bzw. der Schaden und die Eintrittswahrscheinlichkeit auf Basis statistischer Daten berechnen oder zumindest grob abschätzen. Im Gegensatz dazu ist bei „Ungewissheit“ im wahrsten Sinne des Wortes nichts gewiss: nicht einmal das mögliche Ereignis, ganz zu schweigen von der Wahrscheinlichkeit des Eintritts oder dessen Auswirkungen.
Nun könnte man meinen, es sei nur wenig sinnvoll, sich mit etwas zu beschäftigen, das man nicht vorhersagen, sich also auch kaum darauf vorbereiten kann. Ja und nein. Risikomanagement im klassischen Sinne – mit dem Fokus auf konkrete Ereignisse – macht in der Tat wenig Sinn. Doch es macht durchaus Sinn, sich generell auf Ungewissheit und Überraschungen einzustellen, denn sie werden geschehen.
Was hat das mit Projekten zu tun?
Ungewissheit ist nicht die alleinige Domäne von Gründern – welche Projekte und Produktentwicklungen können komplett geplant und nach Plan umgesetzt werden, ohne dass unerwartete Ereignissen eintreten?
Meines Erachtens betreten wir das Spielfeld der Ungewissheit, sobald Menschen mitspielen – sei es als Nutzer, Kunden, als Stakeholder, Partner oder als alte und neue Konkurrenten. Menschen sind irrational und im wahrsten Sinne des Wortes „unberechenbar“.
Man kann “Störungen” einfach ignorieren und weitermachen oder Maßnahmen treffen, um den Plan trotzdem umsetzen zu können – oder man kann sie auch als Chance verstehen.
Schließlich ist es die ureigenste Aufgabe eines Product Owners, unternehmerisch im Sinne seines Produktes zu handeln – was also liegt näher, als sich an den Entscheidungsprinzipien erfolgreicher Unternehmer zu orientieren? Und sollte dies nicht auch für jeden Projektleiter gelten?
Was also tun? Die Antwort erscheint einfach und ist doch komplex:
Nutze den Zufall!
“Nutze den Zufall” ist vor allem eine Haltung!
Wörtlich geht es darum, das „ja, aber …“ durch ein „ja, und …“ zu ersetzen. Es geht darum, an potentielle Chancen statt an mögliche Schäden zu denken. Es geht darum, keine unnötige Energie in Risikomanagement, Change Requests, Nachverhandlung etc. zu investieren.
Der erste Schritt ist das Eingeständnis, dass es Zufälle geben wird, dass man nicht alles planen, steuern, kontrollieren kann. Danach geht es darum, offen und neugierig zu sein und Antennen für Gelegenheiten zu entwickeln, statt mit Scheuklappen einen Plan zu verfolgen.
“Nutze den Zufall” ist auch aktives Handeln!
Man kann auf Zufälle warten und reagieren. Man kann hoffen, dass etwas positives passiert.
Man kann Zufälle aber auch aktiv suchen und “das Glück herausfordern”. Erfolgreiche Gründer gestalten die Zukunft aktiv mit. Zum Beispiel indem sie das eigene Gebäude verlassen – gedanklich aber auch ganz körperlich: Nutzer beobachten, mit Kunden sprechen, mit Konkurrenten sprechen, generell mit interessanten Menschen in Kontakt treten und Fragen stellen, Neues ausprobieren, sich von Ungewohntem inspirieren lassen. Indem sie schnell Ergebnisse liefern und zeigen, Feedback einholen und lernen, den Kurs früh korrigieren.
Den Zufall aktiv mitgestalten – zwei konkrete Beispiele:
Tolle Gelegenheiten, um mit interessanten Menschen auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen, sind Unkonferenzen/ Barcamps wie zum Beispiel das PM Camp Berlin. Ich kann mich von den Themen der anderen inspirieren lassen, ich kann aber auch meine eigenen Themen, Fragen, Ideen zur Diskussion stellen und die Zukunft aktiv mitgestalten bzw. zur Mitgestaltung einladen.
Und falls es mal ganz schnell gehen muss: Die ManagementImpulse der freiKopfler sind ein neuartiges Format für den Fall, dass man dringend neue Impulse benötigt, um die eigenen Denkmuster gezielt aufzubrechen. Aus drei ganz individuellen Perspektiven, spontan, nicht gesteuert, offen, jederzeit und überall. Und für Privatpersonen aktuell sogar kostenlos.
In diesem Sinne: Kommt ins Handeln!
Hinweise:
[1] „VUCA“ steht für Volatility, uncertainty, complexity and ambiguity.
Ihr Thema! Egal welches, egal wann, egal wo! IN NUR 30 MINUTEN DER LÖSUNG EINEN ENTSCHEIDENDEN SCHRITT NÄHER!
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