Wer schon einmal im Requirements Engineering tätig war, kennt dieses Gefühl: Man sammelt Ziele, spricht mit Stakeholdern, dokumentiert alles sorgfältig… und trotzdem bleiben manche Aspekte unklar. Welche Erwartungen sind wirklich entscheidend? Welche Risiken übersehen wir? Wo reden wir vielleicht aneinander vorbei? Schließlich hat jeder Stakeholder seine eigenen Ziele, Perspektiven und Prioritäten.
Im zweiten Teil dieser Beitragsserie zeigen wir Ihnen, wie Sie einen KI-Assistenten in objectiF RPM erstellen und erklären im Rahmen dieses Blogbeitrags, wie Sie einen intelligenten Fragensteller aufsetzen können. Dieser Assistent bringt Ihre Stakeholder gezielt ins Gespräch und liefert so frühzeitig wertvolle Erkenntnisse, um deren Interessen berücksichtigen zu können. Exemplarisch zeigen wir dies anhand der Verbesserung des On-Boarding-Prozesses eines Unternehmens.
Lesen Sie auch gerne den ersten Teil unserer Beitragsserie über den KI-Assistenten SkillTrip. Dort erfahren Sie, wie Sie einen KI-Assistenten für Fortbildungen und Teamevents erstellen können.
Wie unterstützt mich dieser KI-Assistent bei meinem Requirements Engineering?
Anforderungen entstehen zwar oftmals aus den Zielen der Stakeholder, doch häufig fehlen entscheidende Informationen oder klare Erwartungen. Daher kann es schwierig sein, daraus präzise und eindeutige Anforderungen abzuleiten. Eine besonders effektive Methode, um diese Lücken zu schließen, ist das Stakeholder-Interview. Durch gezielte Fragen lassen sich Missverständnisse schnell erkennen und fehlende Details klären. Genau das übernimmt der KI-Assistent, den wir heute gemeinsam konfigurieren.
Er analysiert die Ziele eines Stakeholders und generiert sinnvolle, ergänzende Fragen dazu. Deren Antworten helfen später dabei, die Anforderungen klarer, eindeutiger und vollständiger zu formulieren. Mit objectiF RPM haben Sie die Möglichkeit, die verschiedensten KI-Assistenten passgenau für Ihre Prozesse zu erstellen. Mit dieser Blogreihe wollen wir Ihnen genau diese Möglichkeiten aufzeigen.
Schritt für Schritt zum KI-Assistenten in objectiF RPM
Für unser Beispiel erweitern wir das Datenmodell von objectiF RPM zunächst um den Artefakt-Typ „Question“ und um diesen mit den Stakeholdern in Beziehung zu setzen, erstellen wir den Beziehungstyp „Question Stakeholder Beziehung“
Um Stakeholder-Fragen anlegen und bearbeiten zu können, erstellen wir im nächsten Schritt ein Formular. Darin konfigurieren wir die benötigten Felder für den Namen, die Frage und die Antwort sowie für die Stakeholder-Zuordnung. Mithilfe eines Zustandsautomaten definieren wir den Lebenszyklus einer Frage, beispielsweise ob sie noch offen oder schon beantwortet ist.

Wir können nun Fragen an die Stakeholder im Tool anlegen und bearbeiten. Es folgt die Konfiguration für die Generierung mittels KI-Assistent. Für die KI-Unterstützung zur Generierung der Fragen muss definiert werden, welche Daten der KI zur Verfügung gestellt werden und welche Daten von der KI erzeugt und an objectiF RPM übergeben werden sollen.
Das Input-Schema „Stakeholder“ bildet den fachlichen Kontext. Wir legen fest, welche Informationen die KI über den Stakeholder nutzen darf. Das sind unter anderem die Beschreibung, die Rolle und seine Ziele.
Im Output-Schema „Stakeholder Frage“ definieren wir anschließend, wie die Ausgabe des Assistenten aussehen soll. Die entscheidenden Eigenschaften sind hier der Name der Frage und die ausformulierte Frage.

Anschließend konfigurieren wir den KI-Assistenten. Wir vergeben eine prägnante Beschreibung sowie klar formulierte Hinweise und nummerierte Anweisungen (Prompts). In unserem Beispiel soll der KI-Assistent Fragen zu den Zielen der Stakeholder generieren, um beispielsweise Konflikte oder Widersprüche zwischen ihren Zielen sichtbar zu machen.
Wichtig: Als Beziehungstyp muss unbedingt die zuvor angelegte Question Stakeholder Rship ausgewählt werden. Nur so verknüpft die KI später Frage und Stakeholder eindeutig miteinander.
Unter Einstellungen wählen wir das zuvor erstellte Schema des Kontextelements sowie das Schema für generierte Elemente aus. So entsteht ein klar definierter Rahmen. Das Input-Schema liefert den Kontext und das Output-Schema gibt vor, welche Daten in objectiF RPM gespeichert werden sollen.
In objectiF RPM können Sie nun ein eigenes Kommando für den Aufruf des KI-Assistenten definieren. Damit ist der letzte Einrichtungsschritt abgeschlossen. Anschließend können Sie das neue Kommando „Fragenkatalog generieren“ ausführen.

Anwenden des KI-Assistenten
In einer Abfrage, die Stakeholder anzeigt, können Sie jetzt per Kontextmenü den KI-Assistenten für einen Stakeholder ausführen.
In unserem Beispiel wählen wir den IT-Leiter Harald Meiser aus, der für die technische Umsetzung und Systemintegration zuständig ist.
Zwei Ergebnisse aus dem unteren Beispiel sind:
- Detaillierte technische Integration
Welche spezifischen Systeme oder Technologien sind derzeit in der Infrastruktur vorhanden, die bei der Integration berücksichtigt werden müssen? Gibt es technische Einschränkungen, die das Projekt beeinflussen könnten? Wie kann die bestehende IT-Landschaft optimal eingebunden werden?
- Einfluss und Motivation
Welche Prioritäten haben Sie bei der Umsetzung der technischen Aspekte? Wie können wir Ihre Rolle so gestalten, dass Ihre Motivation steigt, trotz des derzeit geringen Einflusses? Welche Art von Unterstützung benötigen Sie von anderen Stakeholdern, um erfolgreich zu sein?
Damit entsteht im Projekt ein echter Mehrwert: besseres Verständnis, Klarheit und ein deutlich effizienterer Übergang von Zielen zu Anforderungen.

Fazit
KI-Assistenten sind so individuell wie Ihre Workflows. Der Stakeholder-Frage-Assistent veranschaulicht beispielhaft den großen Nutzen von KI-Unterstützung im Requirements Engineering.
Doch das ist nur ein mögliches Einsatzgebiet. In objectiF RPM lassen sich beliebig viele KI-Assistenten erstellen, die jeweils individuell konfiguriert und exakt auf die eigenen Workflows abgestimmt werden können. Ob Fragen generieren, Maßnahmen für Risiken definieren, Anforderungen verfeinern oder Testfälle ableiten: Für nahezu jeden Prozessschritt lässt sich ein eigener Assistent aufsetzen. Kurz gesagt: Wer seine Abläufe kennt, kann mit objectiF RPM die passende KI dafür verwenden.
Sie möchten Ihre eigenen Workflows mit KI unterstützen? Entdecken Sie die Möglichkeiten von objectiF RPM in einer persönlichen Testumgebung. Kontaktieren Sie uns gern für weitere Informationen.

