Use Cases. Das System im Überblick.

Was sind Use Cases, welchen Nutzen haben Use Cases und welche Vorteile bieten Use Case-Diagramme?

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Use Case Diagramm
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Use Case-Diagramme zeigen das nach außen erkennbare Systemverhalten und die Szenarios, in denen das System mit Personen oder anderen Systemen interagiert.

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Akteure sind Personen oder Systeme außerhalb des beschriebenen Systems, beispielsweise Anwender, Kunden oder Prozesse.

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Ein Anwendungsfall (use case) beschreibt die Szenarien, die bei der Interaktion eines Akteurs mit einem betrachteten System eintreten können. Er beschreibt, was beim Versuch der Zielerreichung passieren kann.

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Eine “Enthält”-Beziehung verbindet zwei Anwendungsfälle, von denen einer den anderen enthält. Der Standard-Stereotyp für “Enthält”-Beziehungen ist «include». Eine “Enthält”-Beziehung wird durch eine gestrichelte Linie mit Pfeil dargestellt.

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Aus einem Anwendungsfall kann direkt eine Anforderung abgeleitet werden.

Was sind Use Cases?

Use Cases dokumentieren die Funktionalität eines geplanten oder existierenden Systems auf Basis von einfachen Modellen. In einem Use Case – auch Anwendungsfall genannt – wird das nach außen sichtbare Verhalten eines Systems aus Sicht der Nutzer beschrieben. Ein Nutzer kann hierbei eine Person, eine Rolle oder ein anderes System sein. Dieser Nutzer tritt als Akteur mit dem System in Interaktion, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ein einzelner Use Case wird normalerweise so benannt, wie das Ziel aus Sicht des Akteurs heißt und ist dabei eine Folge von Aktionen, die in einer festgelegten Reihenfolge ablaufen. Da die Erstellung von Use Cases relativ leicht ist und das gemeinsame Verständnis der Interaktion zwischen Akteur und System deutlich erhöht wird, sind Use Cases sehr beliebt und werden häufig in der Produktentwicklung und Softwareentwicklung genutzt.

Erfahren Sie hier, wie agile Entwicklung mit Use Cases funktioniert >>

Welchen Nutzen haben Use Cases?

Produkte oder Software werden entwickelt, damit bestimmte Aufgaben besser erfüllt werden können. Der Nutzer soll das Produkt nutzen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Diese Ziele sind in vielen Fällen allerdings nicht deutlich definiert. Solche Unklarheiten, aber auch Fragen die vor Entwicklungsbeginn nicht geklärt sind, führen zu Unterbrechungen im Entwicklungsprozess und damit zu höheren Entwicklungskosten. In diesen Fällen werden häufig nicht die richtigen, beziehungsweise nicht alle Anforderungen an ein System ermittelt. Änderungen müssen implementiert, Entwicklungsprozesse verändert und Ressourcen anders verteilt werden. Und je später Anforderungen bekannt werden, desto problematischer und teurer wird der Entwicklungsprozess. Ein Use Case bündelt deshalb alle möglichen Szenarien, die beim Versuch der Zielerreichung eintreten können, wobei das Ergebnis eines Use Case ein Erfolg, aber auch ein Fehlschlag bzw. Abbruch sein kann.

Erfahren Sie hier, was Misuse Cases sind  >>

Wie erstelle ich Use Cases?

Grundlage des Use Case-Ansatzes sind zwei Konzepte, die in Kombination miteinander eingesetzt werden:

Use Case-Spezifikationen beinhalten Informationen zur Systematik der Interaktionen eines Use Case mit Akteuren in der Umgebung. Diese Informationen werden mit Hilfe einer Schablone (also einer Vorlage) textuell dokumentiert und sollten Angaben wie Name mit eindeutigem Identifier, Beschreibung, beteiligte Akteure, Priorität, Kritikalität, Verantwortlichkeiten, Vorbedingungen oder Nachbedingungen, Status, verwendete andere Anwendungsfälle, sowie einen Standardablauf und alternative Abläufe enthalten. Auch Invarianten, also alle Bedingungen, die durch den Use Case selbst im Falle eines auftretenden Fehlers nicht verändert werden dürfen, sollten beschrieben werden.

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Formular Use Case
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Die Erfassung eines Use Cases kann per Papier und Stift erfolgen, idealerweise wird sie aber mittels Software durchgeführt. Eine Software bietet den großen Vorteil, dass sämtliche Informationen mit Bezug zum Use Case unmittelbar zur Verfügung stehen.

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Die Registerkarten eines Formulars unterstützen die Navigation. Anwender können sich schnell orientieren und finden leicht benötigte Informationen. Hier sehen Sie einen Flow bzw. einen alternativen Flow, der eine Folge von Schritten beschreibt.

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Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Use Case stattfinden kann.

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Die Erfolgsgarantie gibt an, welche Interessen des Anwenders nach erfolgreichem Abschluss des Use Cases erfüllt werden, entweder am Ende des Erfolgsszenarios oder am Ende eines erfolgreichen alternativen Weges.

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Die minimale Gewährleistung ist die geringste Versprechung, die das System dem Anwender macht, insbesondere wenn das Ziel des Hauptakteurs nicht erreicht werden kann.

Use Case Diagramme

Use Case-Diagramme der UML (Unified Modeling Language) sind grafische Modelle, die dazu dienen, die Funktionalitäten eines Systems aus Nutzersicht zu visualisieren, deren Beziehungen zueinander sowie die Beziehung des Systems zu dessen Umwelt aufzuzeigen. Die wichtigsten Modellelemente sind hierbei:

  • Use Case
  • Akteure (Personen oder Systeme)
  • Systemgrenzen
  • Beziehungen (extend, include, communicate)

Wie arbeiten Sie mit Use Cases in der Praxis?

Ein Use Case ist ein Wunsch von außen, also vom Anwender, an das zu entwickelnde System. Zur Erstellung eines Use Case Szenarios sind folgende Schritte notwendig:

  1. Erstellung von Persona und Persona Szenario, um sich genau in die Lage des Anwenders zu versetzen.
  2. Die Frage zur Erfassung des Use Cases lautet: Welche Funktionalität muss mein System aufweisen, damit der Anwender sein Ziel erreicht?
  3. Use Case ausführlich beschreiben (Voraussetzungen, Erfolgsgarantie, minimale Gewährleistung).
  4. Use Case in Beziehung zum System und zum Anwender setzen.
  5. Anforderungen aus dem Use Case ableiten.

Vorteile von Use Cases und Use Case-Diagrammen

Die Stärke von Use Cases bzw. Anwendungsfällen ist es, dass sie einen Überblick über das Verhalten eines Systems geben. Ein Use Case fasst alle Anwender-System-Interaktionen zusammen, die auftreten können, wenn ein Anwender ein fachliches Ziel mithilfe eines geplanten Systems erreichen will. Obwohl ein Use Case komplexer als beispielsweise eine User Story ist, so ist er grundsätzlich leicht zu verstehen. Je nach Vorgehensweise in Organisationen wird er daher auch zur Verfeinerung von Anforderungen genutzt – immer dann, wenn Anforderungen zu umfangreich sind und durch die Zerlegung in Interaktionsschritte ein besseres Verständnis gewonnen werden kann. Alternativ nutzen Organisationen einen Anwendungsfall auch als Quelle für Anforderungen, die sich aus den einzelnen Interaktionsschritten ergeben.

Ergänzend zu den Use Cases bieten Use Case-Diagramme einen schnellen und leicht verständlichen, grafischen Überblick der Funktionalitäten des Systems, deren Beziehungen untereinander und die Beziehung des Systems zu dessen Umgebung. Als sogenanntes Verhaltensdiagramm stellt es das erwartete Verhalten eines Systems dar und hilft deshalb dabei, die Anforderungen an ein System zu spezifizieren – eine grundlegende Voraussetzung für jede Produktentwicklung.

Hier erfahren Sie mehr zum Use Case-Diagramm  >>

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Ein Anwendungsfall beantwortet die für jede Systementwicklung entscheidende Frage:

Was soll das geplante System leisten?
Ein Use Case beschreibt also die Interaktionen zwischen Nutzer und System,
die notwendig sind, um ein fachliches Ziel des Nutzers zu erreichen.

Fragen, die bei der Erstellung von Use Cases helfen

Fragen zum Akteur

  • Wer nutzt das System?
  • Welche andere Systeme interagieren mit dem System?
  • Wer oder was liefert dem System Informationen?
  • Wer oder was erhält von dem System Informationen?
  • Was ist das Ziel des Akteurs?
  • Welche “High Level” Aktionen muss der Akteur durchführen, um sein Ziel zu erreichen?

Fragen zum Auslöser

  • Welches Event löst den Use Case aus?
  • Welcher Akteur initiiert den Use Case?

Fragen zur Frequenz

  • Wie häufig (pro Minute/Stunde/Tag) wird der Use Case ausgeführt?

Fragen zu den Vorbedingungen

  • Welche Bedingung muss erfüllt sein, damit der Anwendungsfall eintritt?
  • In welchem Zustand muss sich das System befinden, damit der Use Case eintritt?

Fragen zu den Nachbedingungen

  • Welche Bedingung muss erfüllt sein, so dass der Use Case abgeschlossen wird?
  • In welchem Zustand muss sich das System befinden, so dass der Use Case abgeschlossen wird?

Fragen zum Standardablauf

  • Wie interagiert der Akteur mit dem System?
  • Was regiert das System darauf (bietet Optionen an, zeigt Information an, führt einen Prozess aus, etc.)?
  • Was tut der Akteur als nächstes und was im Anschluß das System?

Fragen zum alternativen Ablauf

  • Was passiert, wenn … ?
  • Welche alternativen Aktionen kann der Akteur bei jedem Schritt durchführen?

Fragen zu Ausnahmen

  • Welche Fehler oder Unterbrechungen können bei jedem Schritt des Anwendungsfalls auftreten?
  • Was soll passieren, wenn der Akteur den Vorgang abbricht?

Use Case – die Basis für Ihre Produktentwicklung

Use Cases sind der beste Weg, sich darüber klar zu werden, was ein System leisten muss. Durch die Einbindung von Akteuren, Systemen und Systemgrenzen erhalten Sie einen guten Eindruck vom Systemverhalten. Gerade Diagramme eignen sich hervorragend, um auch beim Entwerfen von komplexen Systemen die Übersicht zu behalten. Abhängig vom eingesetzten Werkzeug bieten Use Case-Diagramme aber weit mehr, beispielsweise die Möglichkeit, Abhängigkeiten und Beziehungen zwischen Anforderungen, Testfällen und Systemkomponenten direkt im Diagramm abzubilden. Zudem lassen sich auch sogenannte Extent- oder Include-Beziehungen zwischen einzelnen Use Cases aufzeigen – die Funktionssicht auf Ihr System wird so erst vollständig und eine ideale Basis für Ihre Produktentwicklung.

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