Seit mittlerweile fünf Jahren genießen die Berliner:innen am heutigen Tag die Vorzüge eines zusätzlichen Feiertags. Aber warum feiern wir am 8. März den Internationalen Frauentag und wieso ist ausgerechnet dieser einer der ausgewählten Feiertage Berlins?
Der Weltfrauentag wurde erstmals in den USA eingeführt. Er hat seine Wurzeln in der sozialistischen Arbeiterbewegung und wurde von Clara Zetkin auf der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910 offiziell vorgeschlagen, um die Arbeitsbedingungen und Rechte für Frauen weltweit zu fördern.
Der 8. März 1908 markiert den Textilfabrikbrand von Cotton in New York, bei dem Textilarbeiterinnen nach einem Streik in der Fabrik eingeschlossen waren und während eines Brandes ums Leben kamen.
Die Berliner Regierung hat 2018 den Internationalen Frauentag als neuen Feiertag Berlins festgelegt. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden, um die Arbeit von Frauen zu würdigen, auf bestehende Ungleichheiten aufmerksam zu machen und für die Gleichberechtigung der Geschlechter einzutreten.
Eine gute Gelegenheit, die Beiträge von Frauen in verschiedenen Lebensbereichen zu würdigen. Uns als Softwareunternehmen interessiert da natürlich besonders der Bereich der Informationstechnologie (IT), wo Frauen trotz einiger Herausforderungen bemerkenswerte Entwicklungen beisteuerten. Heute werfen wir einen Blick auf vier inspirierende Vorreiterinnen, die die IT-Landschaft für immer verändert haben:
Mary Jackson (1921-2005)
Mary Jackson war eine afroamerikanische Mathematikerin und Ingenieurin, die in den 1950ern bei der NASA (damals noch NACA bzw. National Advisory Committee for Aeronautics) arbeitete. Als erste afroamerikanische Ingenieurin der NASA spielte sie eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Integration in der amerikanischen Raumfahrtbehörde. Mary Jackson brach nicht nur Barrieren als Frau und als Afroamerikanerin, sondern ermutigte auch andere Frauen und Minderheiten, ihre Träume in der Wissenschaft zu verfolgen.
Sie war eine der “Hidden Figures” – eine Gruppe von afroamerikanischen Frauen, die während des Space Race zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion eine entscheidende Rolle spielten, jedoch oft im Schatten der Öffentlichkeit standen. Sie war maßgeblich an der Berechnung von Flugbahnen und anderen wichtigen Daten beteiligt, die für die Sicherheit der Astronauten von entscheidender Bedeutung waren.
Jackson begann ihre Karriere bei der NASA als Mathematikerin und arbeitete sich schnell hoch. Sie war eine der ersten afroamerikanischen Frauen in leitender Position. Jacksons bedeutendster Beitrag zur Raumfahrtgeschichte war ihre Arbeit an der Ermittlung von Flugzeugtragflächenprofilen. Ihr Hauptforschungsschwerpunkt lag in der Aerodynamik, speziell darauf, wie Unebenheiten wie Nieten und Furchen auf der Oberfläche eines sich bewegenden Objekts die umgebende Luftschicht beeinflussten.
Sie absolvierte ein Trainingsprogramm für Ingenieure und nahm Abendkurse an der University of Virginia. Durch die damalige Rassentrennung musste sie zusätzlich eine Genehmigung bei der Stadt Hampton beantragen, um Ingenieurin werden zu dürfen.
Sie setzte sich außerdem aktiv für die Rechte von Frauen und Minderheiten in der Wissenschaft ein und fungierte als Vorbild und Mentorin für viele junge Talente. In den letzten Jahren bei der NASA wechselte sie in die Personalabteilung und war dort für die Förderung von Frauen und Minderheiten zuständig. Mithilfe ihrer Programmierkenntnisse analysierte sie die Datensätze und konnte so beweisen, dass Frauen mit ähnlichen Qualifikationen wie Männer seltener als Ingenieurinnen angestellt wurden und stattdessen oft in untergeordneten Positionen landeten.
Ebenso stellte sie fest, dass schwarze Angestellte seltener befördert wurden als weiße und häufig nur unterstützende Rollen erhielten. Manchmal waren es nur geringfügige Hindernisse, wie fehlende Kurse, der Wohnort oder zugewiesene Aufgaben, die Beförderungen verhinderten. Jackson unterstützte ihre Kolleg:innen dabei, diese Hindernisse zu überwinden.
Für ihre außergewöhnlichen Leistungen wurde Mary Jackson mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt, darunter die Congressional Gold Medal. Ihr Erbe lebt weiter in der Erinnerung an ihre bedeutende Arbeit und in der Inspiration, die sie für zukünftige Generationen von Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen darstellt.
Dr. Grace Hopper (1909-1992)
Dr. Grace Hopper war eine Pionierin der Informatik und eine der ersten Programmiererinnen eines frühen elektronischen Digitalrechners, des Mark I. Ihre Arbeit legte den Grundstein für die moderne Programmierung.
Sie entwickelte den ersten Compiler, eine Software, die es ermöglichte, Programmcode in maschinenlesbare Anweisungen umzuwandeln. Dies vereinfachte die Möglichkeit, Software für verschiedene Computer zu schreiben, da Programmierende nicht mehr jeden Befehl als Maschinencode eingeben mussten. Dr. Grace Hopper war außerdem maßgeblich an der Entwicklung von COBOL (Common Business Oriented Language) beteiligt, einer Programmiersprache, die bis heute in der Unternehmenssoftwareentwicklung verwendet wird.
Neben ihren technischen Errungenschaften war Hopper auch eine der führenden Befürworterinnen der Informatikbildung und der Förderung von Frauen in der Technologie. Sie war an der Gründung von Netzwerken beteiligt, die Frauen in der IT-Branche unterstützten. Mithilfe der Gemeinschaften und Plattformen für den Austausch von Wissen und Erfahrungen, konnte die Sichtbarkeit von Frauen in der Branche erhöht und ihnen eine unterstützende Umgebung geboten werden. Außerdem war sie als Mentorin für junge Informatiker:innen tätig.
Im Jahr 2016 wurde Hopper posthum mit der Presidential Medal of Freedom für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Informatik ausgezeichnet. Sie setzte sich leidenschaftlich dafür ein, die Welt der Computer für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen und inspirierte viele junge Menschen, sich für eine Karriere in der Informatik zu entscheiden.
Margaret Hamilton (*1936)
Margaret Hamilton ist eine Software-Ingenieurin, die für ihre Arbeit an den Bordcomputern des Apollo-Raumschiffs bekannt ist. Mithilfe ihrer Programmierung für die Apollo 11-Mission, konnte die erste Mondlandung stattfinden. Margaret Hamilton trug wesentlich dazu bei, Standards und Best Practices für die Softwareentwicklung zu etablieren.
Sie studierte Mathematik am Earlham College und erwarb später einen Master-Abschluss in Mathematik an der Brandeis University (Massachusetts). Ihre Karriere begann am Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo sie als Systemdesignerin an der Entwicklung von Computersoftware beteiligt war.
Hamilton leitete das Software-Engineering-Team des MIT-Instrumentation Laboratory, welches für die Entwicklung der Onboard-Software für das Apollo-Raumschiff verantwortlich war. Besonders bemerkenswert war ihr Beitrag zur Softwarezuverlässigkeit und Fehlertoleranz. Sie entwickelte Konzepte wie die „Asynchronous Executive”, die es dem Computer ermöglichten, mehrere Aufgaben gleichzeitig auszuführen, und das “Priority Scheduling”, um sicherzustellen, dass wichtige Aufgaben Vorrang vor weniger wichtigen haben. Diese Konzepte waren entscheidend für den Erfolg der Mission Apollo 11 und die erste bemannte Mondlandung im Jahr 1969.
Nach ihrer Arbeit bei der NASA gründete sie ihr eigenes Softwareunternehmen. Hamilton Technologies, Inc. setzte die Expertise von Margaret Hamilton in der Fehlererkennung und Fehlerbehebung in der Softwareentwicklung fort. Das Unternehmen arbeitete an verschiedenen Projekten, die sich mit der Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität von Software beschäftigten und dabei auf ihren Erfahrungen aufbauten.
Für ihre herausragende Arbeit erhielt Margaret Hamilton zahlreiche Auszeichnungen, darunter den NASA Exceptional Space Act Award, die Presidential Medal of Freedom und den Computer History Museum Fellow Award.
Carol Shaw (*1955)
Die US-Amerikanische Spieleprogrammierin Carol Shaw gilt als Pionierin in der Videospielindustrie und hat mit ihrer Arbeit den Weg für viele Spieleentwicklerinnen und Designerinnen geebnet. Laut dem Centre of Computing History ist sie die erste Videospieldesignerin und -programmiererin überhaupt.
Begonnen hat ihre Karriere zunächst als Softwareentwicklerin für Mikroprozessoren bei Atari. Dort wirkte sie mit an Atari 2600-Klassikern wie 3D Tic-Tac-Toe und Video Checkers, schrieb das BASIC-Referenzhandbuch für Heimcomputer und entwickelte eine programmierbare Taschenrechneranwendung für diese Computer.
Ihr großer Erfolg beruht auf der Entwicklung und dem Design eines der erfolgreichsten Heimcomputerspiele der 80er namens River Raid, welches sie als Spieleentwicklerin für Activision programmierte. Der Düsenjäger verkaufte sich mehr als eine Million Mal und zeichnet sich durch die aufwendige Grafik und ein fortschrittliches Gameplay aus. Sie entwickelte weitere Versionen für andere Spielebetreiber und River Raid erhielt vom Magazin Electronic Games 1984 den Arkie-Award als bestes Action-Videospiel.
Als technikbegeistertes, junges Mädchen wurde auch Shaw mit Sätzen wie „Mensch, für ein Mädchen bist du gut in Mathe.“ konfrontiert. Für sie stand das jedoch nie im Widerspruch. Es begann mit Preisen für Mathematikwettbewerbe in der Schule und gipfelte in der Academy of Interactive Arts and Science Hall of Fame, in die sie als erste Spieleentwicklerin aufgenommen wurde. Zuletzt wurde sie im Jahr 2017 mit dem Industry Icon Award auf den The Game Awards ausgezeichnet.
Frauen in der IT hinterlassen einen bleibenden Eindruck
Diese bemerkenswerten Frauen haben mit ihren Entwicklungen und Berechnungen, sowie ihrer Entschlossenheit und Zielstrebigkeit einen bleibenden Eindruck in der Welt der Informationstechnologie hinterlassen. Sie erinnern daran, dass Frauen eine unverzichtbare Rolle in der Technologie spielen und dass ihre Arbeit anerkannt werden sollte, nicht nur am Internationalen Frauentag, sondern jeden Tag. Wir wollen heute darauf aufmerksam machen, um eine Zukunft zu gestalten, in der Gleichberechtigung und Vielfalt in der IT selbstverständlich sind.
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