Seit einigen Jahren schon vermittle ich als Trainer in meinen Kursen nach dem IREB CPRE Foundation Level das Basiswissen und die grundlegenden Techniken für ein erfolgreiches RE. Nach den Rückmeldungen der Teilnehmer profitieren dabei nicht nur „Neulinge“ im Bereich Anforderungsanalyse, sondern auch „alte Hasen“, die schon länger im Geschäft sind.
RE plus agil
Aber ein Manko ist doch in letzter Zeit immer offensichtlicher geworden: Der Kurs orientierte sich stark am „klassischen“ RE als Vorab-Analyse in einem phasenorientierten Entwicklungsprozess.
In der nun seit diesem Herbst veröffentlichten neuen Fassung wird dagegen auch das RE im agilen Umfeld berücksichtigt und damit die Teilnehmer fit für die Anforderungsanalyse in allen „Lebenslagen“ gemacht.
Was ist neu?
Für alle Tätigkeitsfelder im RE werden neue und weitere Praktiken und Techniken vermittelt, die besonders gut in der agilen Produktentwicklung – aber natürlich nicht nur dort – anzuwenden sind.
Bei den Dokumentationspraktiken werden neben den „klassischen“ Anforderungsarten – jetzt allgemein als Arbeitsprodukte des RE bezeichnet – wie textuelle Anforderung oder Anwendungsfall auch Arbeitsprodukte des agilen RE wie Backlog und User Story berücksichtigt. Natürlich bleiben bewährte, alternative Dokumentationsformen wie die modellbasierte Dokumentation weiter Inhalt des Kurses.
Bei der Ermittlung und Validierung von Anforderungen sind aktuelle, gewinnbringende Praktiken und Vorgehensweisen aus den Bereichen Design und Entwurf wie z.B. Design Thinking nun ebenfalls Teil des Lehrplans. Stärker berücksichtigt werden auch die Möglichkeiten des Prototyping beim Finden und Prüfen von Anforderungen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung des RE-Prozesses unter unterschiedlichen Randbedingungen. Diesem RE-Prozess ist im neuen Lehrplan ein eigenes Thema gewidmet worden.
Festlegung des RE-Prozesses
Wie soll denn nun im RE vorgegangen werden?
Dazu bietet der Foundation Level-Kurs unter der Überschrift „RE-Prozess und Arbeitsstruktur“ jetzt eine konkrete Hilfestellung.
Ausgehend von Randbedingungen wie vertraglichen Regelungen und geplantem Entwicklungsprozess kann in einem einfachen Tailoring-Verfahren nach Kriterien von Prozess-Facetten ein geeigneter RE-Prozess bestimmt werden.
Dabei werden die Zeit-, Zweck– und Zielfacette aus Sicht der Anforderungsanalyse sowie der gesamten System- oder Produktentwicklung berücksichtigt.
Anhand der Zeitfacette wird entschieden, ob es sich eher um ein klassisches Vorab-RE handelt oder ob das RE iterativ, eng verknüpft mit der Systementwicklung durchgeführt wird.
Die Zweckfacette unterscheidet, ob Anforderungen als Vertragsbestandteil vor der Systementwicklung bekannt sein müssen oder ob sie erst im Laufe des REs und der Entwicklung konkret ermittelt werden können.
Schließlich hat die Zielfacette dahingehend Einfluss auf das RE, ob ein System für einen bekannten Kunden entwickelt oder ob ein Produkt für den Markt erstellt werden soll.
Typische Ergebnisse dieser Betrachtung sind der Vertragliche, der Partizipatorische sowie der Produktorientierte RE-Prozess.
Die neun Prinzipien des Requirements Engineering
Die neuen Überlegungen münden nun in neun prägnanten Prinzipien, die die Essenz des RE darstellen. Sie dienen als Richtschnur für eine gute Anforderungsanalyse!
Diese neun grundlegenden Prinzipien lauten:
1 Wertorientierung: | Anforderungen sind Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck |
2 Stakeholder: | Im RE geht es darum, die Wünsche und Bedürfnisse der Stakeholder zu befriedigen |
3 Gemeinsames Verständnis: | Erfolgreiche Systementwicklung ist ohne eine gemeinsame Basis nicht möglich |
4 Kontext: | Systeme können nicht isoliert verstanden werden |
5 Problem – Anforderung – Lösung: | Ein unausweichlich ineinandergreifendes Tripel |
6 Validierung: | Nicht-validierte Anforderungen sind nutzlos |
7 Evolution: | Sich ändernde Anforderungen sind kein Unfall, sondern der Normalfall |
8 Innovation: | Mehr vom Gleichen ist nicht genug |
9 Systematische und disziplinierte Arbeit: | Wir können im Requirements Engineering nicht darauf verzichten |
Und so präsentieren wir Ihnen diese Prinzipien im CPRE-FL Online Training nach neuem Lehrplan, das Sie für nur 949 € mitmachen können:
Wenn Sie sich bei Ihrer Arbeit als Requirements Engineer an diesen Prinzipien orientieren, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen!
Fazit
Nach der „Modernisierung“ ist der Foundation Level – Kurs mehr denn je ein sinnvoller und lohnender Einstieg in das weite und anspruchsvolle Feld der Anforderungsanalyse.
Eine Teilnahme ist jeder angehenden Anforderungsanalytikerin/jedem angehenden Anforderungsanalytiker zu empfehlen.
Hier erhalten Sie Informationen zum Training und können sich direkt anmelden.