Heute geht es um die Schildkröte. Wenn Sie einen Blick auf Wikipedia werfen, stellen Sie fest: Es gibt Landschildkröten, Wüstenschildkröten oder Wasserschildkröten, auch Fluss-Schildkröten, Riesenschildkröten oder Meeresschildkröten. Ganze 341 Arten mit über 200 Unterarten
Was dort nicht steht: Es gibt die Business-Analyse-Schildkröte.
Genau, eine weitere Spezies. Sie lebt nur in keinem Meer der Welt, sondern als Modell in der Business Analyse. Dieses sogenannte BACCM®-Modell (Business Analysis Core Concept-Model) bietet Business Analytikern einen gemeinsamen Sprachschatz und beeinflusst mit den dargestellten Abhängigkeiten Vorgehen und Bewertung der Ergebnisse. Es wurde vom International Institute of Business Analysis (IIBA), einer Non-Profit Organisation mit mehr als 29.000 Mitgliedern, entwickelt.
In diesem Beitrag untersuchen wir das Modell genauer.
Hintergrund des BACCM®-Modells
Von der IIBA stammt ebenfalls der BABOK Guide, ein Handbuch für die Business Analyse. Der BABOK Guide liegt aktuell in Version 3 vor und definiert Business Analyse folgendermaßen [1]:
„Business Analyse ist die Tätigkeit, Change in einem Unternehmen zu ermöglichen, indem sie Bedarfe definiert und Lösungen empfiehlt, die den Stakeholdern Nutzen bringen.“
Die Definition spiegelt die fünf Kernkonzepte des Modells wider: Change, Bedarf, Lösung, Stakeholder und Nutzen. Und diese finden alle in einem bestimmten Kontext statt, das sechste Kernkonzept des Modells. Alle sechs Kernkonzepte bilden unsere Schildkröte.
Der Oberkörper der Schildkröte: Bedarf, Change und Lösung
Beginnen wir mit dem Kopf und den beiden Vorderbeinen der Schildkröte: Bedarf, Change und Lösung. Wie auch die Körperteile stehen die Kernkonzepte miteinander in Verbindung.
Am Anfang der Business Analyse steht immer der Bedarf – unser linkes Vorderbein der Schildkröte. Ein Bedarf kann ein Problem sein, das Sie lösen müssen. Er kann auch eine Chance darstellen, die sich wahrnehmen lässt – zum Beispiel die Erschließung eines neuen Marktes. Unabhängig davon, welcher Fall vorliegt: Ein Bedarf löst immer einen Change aus; und dieser ist notwendig, um die Leistung eines Unternehmens zu verbessern. Nicht umsonst repräsentiert er den Schildkröten-Kopf. Ein Change wird eingeleitet, um eine Lösung zu implementieren, die wiederum den bestehenden Bedarf erfüllt.
Damit haben wir erst ein Dreieck der Business Analyse gebildet. Damit die Schildkröte lebensfähig wird, braucht es noch mehr.
Die Hinterseite der Schildkröte: Nutzen
Wir zeichnen nun zwei weitere Beziehungen. Die erste verbindet eine Lösung mit dem Nutzen, denn:
Eine Lösung muss immer einen Nutzen schaffen, sonst ist sie keine Lösung. Dieser Nutzen kann zum Beispiel sein:
- Rendite
- Verringerung eines Verlustes oder Risikos
- Materieller oder immaterieller Gewinn (z.B. höhere Mitarbeiterzufriedenheit)
Ein Nutzen muss sich aber auch messen lassen. Wie sonst können Sie sagen, ob die Lösung einen hohen Mehrwert erzielt? Also brauchen wir die zweite Beziehung vom Nutzen zum Bedarf. Indem Sie den Nutzen dem ursprünglichen Bedarf gegenüberstellen, können Sie ihn nach quantitativen oder qualitativen Maßstäben bewerten. Zum Beispiel bedeutet das auf Kostenebene: Es gab den Bedarf, 50% der Kosten binnen eines Jahre zu senken. 53% wurden erreicht. Das erreichte Ziel lässt sich jetzt leicht mit dem ursprünglichen Bedarf vergleichen.
Diese beiden neuen Beziehungen schaffen nun eine Form, die an einen Flugdrachen erinnert und nicht wirklich an eine Schildkröte. Vervollständigen wir sie deshalb schnell und bringen sie zum Laufen bzw. Schwimmen.
Die Hinterbeine der Schildkröte: Stakeholder und Kontext
Den vier Kernkonzepten fehlen noch zwei entscheidende Dinge: der oder die Stakeholder und der Kontext – unsere Hinterbeine der Schildkröte. Stakeholder sind Personen, die an einem Change interessiert sind, die davon betroffen sind oder diesen beeinflussen können. Abhängig davon lassen sich Stakeholder dem Bedarf, dem Change oder der Lösung zuordnen. Zumeist entsteht ja erst ein Bedarf, weil die Stakeholder einen Wunsch äußern oder ein Problem feststellen. Alle Kernkonzepte der Business Analyse werden schließlich vom Kontext beeinflusst, also von Umständen wie zum Beispiel: Kultur, Technik, Infrastruktur, Prozesse oder Verhaltensweisen.
Die Beziehungen der Kernkonzepte im Überblick
Es gibt noch weitere Beziehungen, die vor allem den Panzer unserer Schildkröte bilden. Zum Beispiel zwischen Bedarf und Stakeholder oder Stakeholder und Nutzen. Einen Überblick der Kernkonzepte in der Business Analyse mit ihren Beziehungen finden Sie in der folgenden Grafik:
objectiF RPM und die Schildkröte
Business Analyse soll Change bzw. Veränderung in einem Unternehmen ermöglichen. Mit dem Werkzeug objectiF RPM erhalten Sie eine integrative und erweiterbare Plattform für die Zusammenarbeit in solchen Change-Projekten. Der Schwerpunkt des Tools liegt auf der Stakeholder- und Bedarfsanalyse, der Anforderungsanalyse und Design Definition, dem Anforderungsmanagement und der Planung sowie Entwicklung von Lösungen.
Sie können also ein Change-Projekt anlegen, Stakeholder sowie Bedürfnisse erfassen und miteinander verbinden und Ihre Lösung entwickeln. Da sich eine Lösung zumeist auf vielen Ebenen auswirkt, zum Beispiel auf die Organisation, Prozesse, Software oder das System, bietet objectiF RPM die Möglichkeit, alle Elemente der Lösung wie beispielsweise Dokumente oder Dateien anderer Tools zentralisiert zu verwalten. Mit objectiF RPM können Sie somit
- Anforderungen an die Lösung entwickeln und revisionssicher verwalten,
- Lösungen entwerfen und ihre Elemente verwalten sowie
- Lösungen planen und steuern.
Quellen:
[1] BABOK v3 – Leitfaden zum Business Analysis Body of Knowledge, IIBA, Toronto, 2015
Mehr Informationen zur IIBA und zum BABOK finden Sie unter https://germany.iiba.org/de.
Quelle für die Beziehungen der Kernkonzepte: http://www.iiba.org/ba-connect/2012/october/creating-the-business-analysis-core-concept-model.aspx
Alles über Schildkröten auf Wikipedia