Heutzutage geht der Trend immer mehr dahin, nicht nur PowerPoint zum Präsentieren zu verwenden. Viele Firmen haben erkannt, dass Präsentationen mit PowerPoint und Beamer bei den Teilnehmern nicht immer gut ankommen. So möchte ich Ihnen hier einige Tipps geben für Zeichnungen mit Stift und Co am Flipchart. Natürlich können Sie die Tipps für Symbole und Figuren auch nutzen, um damit am Tablet zu arbeiten, beispielsweise mit OneNote.
Konkrete versus abstrakte Begriffe
Zuerst einmal unterscheide ich zwischen konkreten und abstrakten Begriffen. Konkrete Begriffe sind zum Beispiel Apfel, Baum oder auch Flasche. Hier hat in der Regel jeder ein Bild vor Augen, auch wenn nicht jeder das gleiche Bild sieht. Der eine denkt an einen roten, der andere an einen grünen Apfel. Der eine denkt an eine Birke, der andere an einen Apfelbaum. Doch große Unterschiede liegen nicht unbedingt vor.
Anders ist es bei den abstrakten Begriffen. Hier haben wir nicht immer automatisch ein Symbol vor Augen wie bei Liebe ein Herz oder auch bei Glauben ein Kreuz, sei es einzeln, auf einer Bibel oder auf einer Kirche. Doch was sehen Sie, wenn Sie das Wort Entwicklung oder auch Vertrauen hören? Hier wird es schon schwerer. Wir Menschen denken in Bildern und es ist normal, dass wir assoziieren. Schauen Sie also, welche Bilder Ihnen einfallen. Nehmen wir das Beispiel „Glück“. Hier fallen den meisten Menschen folgende Bilder ein: Kleeblatt, ein Schweinchen oder auch ein Schornsteinfeger. Nun schauen wir, von welchen Dingen wir ein konkretes Bild haben. Wissen Sie, was ein Schornsteinfeger alles mit sich trägt? Die meisten Menschen malen eher ein Kleeblatt, weil es leichter ist. Ein Kleeblatt besteht aus vier kleinen Herzen. Doch selbst wenn Sie das nicht wissen und eine ähnliche Form wählen, erkennt das menschliche Auge die Form und fügt den Rest dazu. Leichter wird es, das zu erkennen, wenn Sie die Symbole noch mit der richtigen Farbe kombinieren. Doch das Wort „Glück“ ist noch recht einfach, weil es hier schon gängige Symbole gibt.
Abstrakte Begriffe verdinglichen
Schwerer wird es, wenn ein gängiges Symbol fehlt. Also zurück zu „Vertrauen“ oder auch „Entwicklung“. An was denken Sie dabei? Vertrauen ist abstrakt, also schauen wir, wie wir es konkreter hinbekommen. Vertrauen zwischen zwei Menschen, die heiraten, ist eine Möglichkeit. Hier könnte man also zwei ineinander greifende Ringe malen. Ja, das kann auch für Ehe stehen. Optimalerweise finden Sie ein Bild, das eindeutig ist und nicht verwirrt. Doch denken Sie dran, dass Sie ja auch dabei sind und einen Text dazu sagen. Dadurch wird das Ganze verständlich.
Bei „Entwicklung“ hat es etwas mit einer Richtung zu tun, die kann positiv oder negativ sein. Doch letztlich ist das Ziel, sich positiv zu entwickeln. Je nachdem, könnten Sie mit einem grünen Pfeil nach oben oder mit einem roten Pfeil nach unten arbeiten. Oder ich schaue mir den Begriff und seine wörtliche Bedeutung genauer an. Entwicklung hat was mit „ent-wickeln“ zu tun. Das kann ein Knäuel sein, das ich ent-wickle, also ent-rolle oder auch ein Foto, das ich in der Dunkelkammer entwickle. Nun geht es darum, ein einfaches und nicht zu komplexes Bild zu wählen. Also könnte man hier ein Wollknäuel zeichnen, das sich wie ein roter Faden entrollt. Also ist man bei dieser Version direkt auf den Begriff eingegangen.
Wie bei „offener Punkt“: hierbei kann man an die Bedeutung denken im Sinne von etwas, das nicht erledigt ist. So könnte man eine Checkliste oder To-do Liste malen, an der die meisten Punkte abgehakt sind, doch einer ist noch nicht abgehakt, also offen, nicht erledigt. Bei der Visualisierung des Begriffs „offener Punkt“ kann ich auch wörtlich rangehen, indem ich einen Punkt male, der an einer Stelle offen ist. Darauf kann man zum Beispiel einen Pfeil zeigen lassen. Dann wäre die Zeichnung aus dem wörtlichen Sinn des Begriffspaars „offener Punkt“ entstanden.
Symbole/Figuren kombinieren
In meinem letzten Seminar hat beispielsweise eine Teilnehmerin für „Zeitplan“ eine Uhr und ein Blatt mit Strichen drauf gemalt. Hier hat sie also auch die beiden Bestandteile des Wortes genommen und sie einzeln gezeichnet.
Ein Mensch, der es eilig hat, könnte auch durch einen Menschen plus Uhr dargestellt werden. Oder Sie nehmen gleich die Uhr als Kopf, das drückt es noch mehr aus. So könnten Sie auch Kreativität über einen Menschen mit einer Glühbirne als Kopf zeichnen.
So einfach wie möglich
Denken Sie dabei daran, dass es reicht, wenn Sie ganz einfache Zeichnungen ohne viele Details anfertigen. Lassen Sie also alles weg, was nicht wichtig ist, um zu erkennen, um was es geht. Bei Figuren reicht oft nur der Kopf, bei Gesichtern Augen und Mund oder sogar nur Augenbrauen, je nachdem, was Sie darstellen möchten. Beim Schwein reicht der Kopf mit der Steckdosennase und beim Elefant der Rüssel und die großen Ohren. Eine Blume erkennt man an der Blüte, einen Stängel braucht man da nicht wirklich. Schauen Sie also, welche Elemente man braucht, um das Tier oder den Gegenstand zu erkennen.
Gezielt Farben einsetzen
Besonders wenn es um Spontanvisualisierung geht, können Sie Farben weglassen. Sonst macht die Farbe natürlich einiges leichter. Der Kreis in schwarz kann Verschiedenes darstellen, ist er gelb, denken wir an eine Sonne, bei der Farbe Orange an eine Apfelsine und ist er grün normalerweise an einen Apfel. Auch wenn Sie von Vor- und Nachteilen sprechen, können Sie mit den gängigen Farben von grün für positiv und rot für negativ arbeiten. Nutzen Sie aber auch neue Farb- und Bildkombinationen, um so mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen. So kann ein grünes Herz für Liebe zur Umwelt stehen oder ein schwarzes Herz für Liebeskummer. Machen Sie sich also Gedanken darüber, was Sie an neuen Farbkombinationen nutzen können, um sich abzuheben und die Merkfähigkeit zu erhöhen.
Materialien
Achten Sie beim Zeichnen darauf, mit welchen Stiften Sie arbeiten. Grundsätzlich ist es wichtig, dass man unterscheidet zwischen Stiften für das Flipchart und solchen für das Whiteboard. Abwischbare Stifte schreiben auch auf dem Flipchart, doch sind sie nicht so kräftig und leuchtend wie Stifte, die extra für das Flipchart gemacht sind. Außerdem gibt es Stifte mit Keil- und andere mit Rundspitze. Mit der Keilspitze lassen sich breitere Striche ziehen und so können Sie auch deutlicher schreiben. Die Schrift ist so besser erkennbar und auch von weiter weg gut zu sehen. Allerdings eignet sich das Flipchart nur, wenn der Raum nicht zu groß ist. Sonst müsste man riesig schreiben, das ist ja auch nicht der Sinn des Ganzen. Bereiten Sie Flipcharts vor und fertigen Sie Ablaufpläne oder auch Zitate mit Hintergrund an, nutzen Sie dazu Wachsmalblöcke. Mithilfe dieser Wachsmalblöcke können Sie große Flächen besser und schneller ausmalen. Zusätzlich können Sie besser schattieren durch unterschiedlichen Druck auf den Wachsmalblock.
Fazit
Sie können mit einfachen Zeichnungen viel erreichen. So sorgen Sie für mehr Abwechslung und Lebendigkeit, wenn Sie beim Präsentieren auf den Stift und das Flipchart zurückgreifen und nicht nur auf den Beamer. Überlegen Sie bei abstrakten Begriffen, wie Sie diese greifbarer machen können. Was assoziieren Sie mit dem Begriff? Was davon ist am leichtesten zu malen? Denken Sie bei Ihren Visualisierungen ebenfalls daran, dass einfach oft eben doch mehr ist. Sie brauchen nur die Bestandteile zu zeichnen, die elementar sind zur Erkennung der Darstellung. Nutzen Sie Farben, um entweder die Bedeutung zu verdeutlichen oder um etwas Neues zu kreieren. Machen Sie es sich leichter, indem Sie auf die richtigen Materialien zurückgreifen und große farbige Flächen mit Wachsmalblöcken ausmalen. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Natürlich gibt es noch viel mehr Tipps zum Thema Visualisierung. Dafür empfehle ich Ihnen den Besuch eines meiner Visualisierungseminare, die regelmäßig stattfinden. Ich freue mich auf Ihre Anregungen und Fragen.